Januar 29

Was du von Mayonnaise über Marketing lernen kannst

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Wie soll ich mein Angebot am Markt einführen und bewerben? Täglich stellen sich Unternehmer die Frage nach ihrer Positionierung, nach Werbemaßnahmen und nach einer geeigneten Marketingstrategie.
Um Antworten zu finden, werden Vorbilder gesucht!
Dafür halten häufig große Marken wie Apple und Co her, die enormen Erfolg haben, die jedoch oft auch ein hohes Risiko eingehen! Das traut sich nicht jeder – muss man auch nicht!
Heute nehmen wir dazu etwas Mayonnaise!

Unscheinbare Marketing Vorbilder

Ich glaube, dass sich hier und da ein Blick auf scheinbar „unscheinbare“ Marken lohnt, um daraus eine eigene Strategie abzuleiten, die vielleicht nicht super kreativ und spannend ist, aber Kunden bringt! (Was war gleich noch das Ziel von Marketing ;)?)

Es gibt einfache Mechanismen, die es Kunden erleichtern, ein Angebot wahrzunehmen, es zu verstehen und sich für den Kauf zu entscheiden – darum geht es doch letztlich, oder?

Viele erfolgreiche Unternehmen machen das ganz unaufgeregt. Diese Beispiele sind häufig besser geeignet, um sich davon eine Scheibe abzuschneiden.
Heute daher die Erfolgsgeschichte einer Mayonnaise, die eigentlich keine ist.

Die „Wunder-Peitsche“ für den Salat

Die Geschichte von „Miracle Whip“ beginnt 1933 in Amerika. Man könnte den Namen mit „Wunderpeitsche“ übersetzen – was ich für eine Salatcreme schon sehr lustig finde.
Humor und passende (!!!) Zweideutigkeit schaden nie. Ich vermute aber, dass der Ursprung gar nicht in der Bedeutung „Peitsche“ (Whip) lag, sondern in der Konsistenz der Creme, die als „fluffig“, wie Schlagsahne (whipped cream), wahrgenommen werden sollte.

Der Name wirkt dahergesagt, banal, einfach und ist doch irgendwie schön durchdacht. Absicht oder Zufall? Wer weiß das schon!

Die Wunderwaffe

Der Name sagt direkt etwas über die Konsistenz aus, aber vermittelt gleichzeitig auch, dass es sich bei dem Produkt um eine „Wunderwaffe“ handelt, die jedes Gericht noch schmackhafter macht. Aufpeppt bzw. aufWHIPPed! (*peitschenhieb*)

Gerade in der amerikanischen Werbung wird sprachlich das „Wunder“ noch deutlicher hervorgehoben, als das im Deutschen möglich wäre und Gott sei dank hat man es auch gar nicht versucht auf ausländischen Märken krampfhaft zu übersetzen!

Namen sind für mich nicht so wichtig. In diesem Fall ist er schön gelungen, aber es geht auch ohne.

Der eigenen Idee die Treue halten

Trotz aller Diäten und Ernährungstrends, die über die Jahre um die Welt gingen, ist der Erfolg von Miracle Whip konstant geblieben.

Es gab zwar Anpassungen im Design (Logoschrift zum Beispiel, Farben sind konstant) sowie hier und da eine zusätzliche Geschmacksrichtung, aber die Idee, die leichtere und würzigere Alternative zu Mayonnaise zu sein, ist bis heute geblieben.

Außerdem haben es die Macher von Miracle Whip immer verstanden, die Trends mit in ihre Kommunikation einzubeziehen. Rezepte der jeweiligen Zeit wurden aufgegriffen und mit Miracle präsentiert. So wurde das Produkt immer direkt in den Alltag integriert. Also auch die Idee ein Alltagshelfer zu sein, immer modern zu bleiben und ein „Würzkleks“ zu sein, ist über die Jahre geblieben.

Die Konstanz liegt nicht in einzelnen Wörtern oder gar im Namen, sondern in der allgemeinen Aussage, die das Produkt trifft. Im Gefühl, welches es vermittelt!

Was ist nun das Erfolgsrezept?

Es ist natürlich nicht in Gänze nachzuvollziehen, warum ein Produkt tatsächlich erfolgreich ist.
Sicherlich gehören auch Faktoren wie Zeitgeist, Glück, gute Idee und Marktbegebenheiten zum Rezept einer Erfolgsgeschichte, aber einiges kann man sich sicher abschauen.

Was hier richtig gemacht wird: 

Verlässlichkeit

Abgesehen vom Geschmack können sich die Kunden auf die Aussage der Marke verlassen. So fällt es  leichter, dem Produkt die Treue zu halten, da man nicht ständig prüfen muss, ob man sich auch mit der neuen Botschaft noch identifiziert!
Wir alle mögen Verlässlichkeit – heute mehr denn je. Wir müssen jeden Tag so viele Entscheidungen treffen, dass wir das nicht auch noch bei alltäglichen Dingen tun möchten. Verlässlichkeit erleichtert uns also, uns zu entscheiden. Warum sollten wir das immer wieder in Frage stellen?

Lerntipp #1:
Gerade zu Beginn wissen deine Kunden nicht, für was dein Angebot steht. Vertrauen und Verlässlichkeit aufzubauen geht nur über Zeit. Ständig die Strategie zu wechseln ist dabei das Schlimmste, was man tun kann.
Überlege dir genau, welche Aussage du treffen willst, für was du stehen willst und bleibe der Richtung treu!
Korrekturen, Wortänderung usw. sind nicht schlimm! Trau dich ruhig den Kurs anzupassen – aber im Verträglichen Rahmen. Die 180° Wende ist ressourcenfressend – also Vorsicht!

Sage deinen Kunden wozu sie dich brauchen, auch wenn es logisch ist!

Wozu zur Hölle braucht man Mayonnaise/ Salatcreme? Wenn ich ehrlich bin, fällt mir da nicht wirklich viel ein! Vermutlich könnte ich gut ohne leben, also muss man mir erklären, wozu das Zeug gut ist. Ich kann nur wollen und vermissen was ich kenne – das gilt für alle!

Miracle nutzt die Kreativitätlosigkeit der Menschen zur Markenbildung!
Was gibt es an Mayonnaise/Salatcreme zu erklären? Nichts! Und genau das glauben wohl die meisten Hersteller, denn wie viele andere Marken Salatcreme kennst du?

Schwupps schon ist der Marktvorteil gesichert, denn im Entscheidungsfall kaufen Menschen was sie kennen – und wenn’s nur aus der Werbung ist!
Miracle Whip klärt seine Kunden über Ideen der Nutzung auf und schweißt sich damit ins Gedächtnis.

Wer noch keine Lust auf Salatcreme hat oder nicht einmal von der Existenz selbiger weiß, muss eine Vorstellung davon bekommen! Das geht am besten über Verwendungsbeispiele!
Man nehme also ein „Alltagsgericht“ beziehungsweise das Fastfood für zu Hause (Sandwich, Burger, Salat) und verfeinert dies mit Whip. Fertig ist der Alltag mit dem Produkt, das man immer zu Hause haben sollte, wenn es mal wieder schnell gehen und schmecken soll!
Weiß ich erst mal wie ich Miracle Whip in den Alltag einplanen soll, dann erhalte ich weitere Rezepte geboten (auf der Rückseite des Produkts, in der Werbung und auf der Website). Ich muss nicht nachdenken, wozu ich das Produkt brauche. Platt, aber wirksamer als man glauben mag.

Lerntipp #2:
Zeige deinen Kunden was du anbietest und gebe Anwendungsbeispiele dazu!
Dein Angebot ist für dich logisch und nützlich, aber um dich geht es nicht. Deine Kunden haben täglich andere Probleme zu meistern, suchen aber nicht aktiv und vor allem nicht vorab nach Lösungen.
Es ist deine Aufgabe zu erklären was du machst, wie du es machst und für wen, denn für die meisten Menschen spielt das keine Rolle. Wie sollen sie also auf dich kommen, wenn sie dein Angebot vielleicht tatsächlich einmal brauchen?
Das ist vergleichbar mit der Frage „Was machst du eigentlich beruflich?“. Keiner deiner Freunde weiß was so wirklich was du machst, bis es wichtig wird. Das hat nichts mit mangelndem Interesse zu tun, sondern mit mangelnden Ressourcen (Zeit, Merkfähigkeit) und anderen Prioritäten (Relevanz).

Richtig kommunizieren – so geht’s!

Mayonnaise ist irgendwie eklig und wirklich „besser“ ist Salatcreme auch nicht – vielleicht nicht ganz so fettig, aber der Grundton beim Gedanken an diese dicklich weiße Creme ist schon eher negativ, oder? (ungesund, fettig, geschmackstötend usw.)

Daher kann ich mir vorstellen, dass es auch nicht gerade zum guten Ton gehörte, solch ein Produkt zu kaufen, damals in den 50er und 60er Jahren, als Hausfrauen noch große Stücke auf sich und „hausgemachtes“ hielten. Also was tun, bei einem unsexy, hoffnungslos scheinenden Produkt?

Klartext ohne falsche Versprechen! 

Auch hier hat Miracle Whip meiner Meinung nach clever gehandelt, denn man versucht gar nicht erst das Image zu verbessern, indem man die Creme gesünder darstellt als sie ist.

Selten wird der Fokus auf „weniger Fett“ gelegt, sonst würde sich irgendwann automatisch die Frage nach der Sinnhaftigkeit des Produkts generell stellen.

Stattdessen werden die Stärken des Produkts gestärkt, denn Fakt ist nun mal: Sandwich, Toast, Burger, Pommes und Co. sind vielleicht nicht gerade gesund, aber sie werden von Massen gegessen und schmecken vielen mit Mayonnaise besser. Also setzt man am Genuss an, statt die Leute an den ungesunden Aspekt zu erinnern. Schwupps wird Miracle Whip mit Genuss verbunden – wenn das kein Verkaufsargument ist?!

Lerntipp #3:
Ehrlich währt am längsten – fokussiere dich bei der Kommunikation auf deine Stärken! Wähle ein reales Szenario und verankere dein Angebot mit positiven Assoziationen, ohne dabei deine Glaubwürdigkeit und deine Verlässlichkeit in Frage zu stellen.

Das ist alles nicht neu!

All das ist keine hohe Wissenschaft und dennoch versuchen viele Unternehmer im Marketing das Rad neu zu erfinden. Sie kommunizieren „um die Ecke“, denken sich spektakuläre Namen aus und werben sich zu Tode. Mal in die eine und dann in die andere Richtung.

Ähnlich wie Miracle Whip gibt es zahlreiche Angebote, die seit Jahren existieren, millionenfach gekauft werden und dennoch nicht „besonders“ sind oder scheinen. Sie sind einfach da.
Gut, zuverlässig und einfach kommuniziert. ENDE.

Willst du auffallen (cool sein) oder Geld verdienen?

Finde einen Weg, wie du authentisch und mit Spaß für dich, dein Angebot und dein Unternehmen werben und mit deinen Kunden in Kontakt bleiben kannst.
So bleibst du verlässlich und mit einer klaren Richtung bei deinen Kunden im Gedächtnis verankert.

Das ist ein ziemlich sicherer Erfolgsweg – wenn auch nicht besonders glamourös oder schnell!

Wähle die Wunderpeitsche und trabe los in Richtung Erfolg – ein Versuch lohnt sich.

Viel Spaß!


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